Aktion vor Ort: MdL Lisa Steinmann (SPD) besuchte das Jugendmedienevent #unterDruck
(Bild: MdL Lisa Steinmann (SPD) besuchte das Jugendmedienevent #unterDruck)
Rund 130 jungen Journalistinnen und Journalisten waren extra aus dem gesamten Bundesgebiet angereist zum alljährlich stattfinden Jugendmedienevent der Jungen Presse, welches sich MdL Lisa Steinmann für ihre lokale Aktion im Vorfeld des Tages der Medienkompetenz im Landtag NRW ausgesucht hatte. Am 17. November öffneten sich unterm Dach des Kölner Multiplexkinos Cinedom hierfür die Türen. Motto und Hashtag dieses Jahr: #unterDruck.
„Wie äußert sich dieser Druck konkret? Wie sieht er aus?“ fragte Steinmann in ihrer Begrüßung. „Ich persönlich finde, dass sich dieser Druck überwiegend in einer Beschleunigung der Zeit äußert. Zwar dreht sich die Welt nicht schneller und der Tag hat auch weiterhin 24 Stunden und wird es auch immer haben, aber das Wort ‚Echtzeit‘ hat in vielen Bereichen Einzug gehalten. Der Spruch: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, lässt sich heute potenzieren. In der vor-twitter Zeit, in der das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, reichten pro Tag ein, zwei Blicke auf den Webauftritt – wenn überhaupt vorhanden – großer Tages- oder Wochenzeitungen. Heute bekommen wir schon im Minutentakt Push-Nachrichten via Twitter oder Nachrichtenapps, Facebook und Co immer und überall hin, wo wir Internet haben“, so Steinmann weiter.
Medienmacherinnen und Medienmacher spüren diesen Druck nicht nur in Form verkürzter Produktionszyklen, sondern auch ökonomisch: Auflagen gehen zurück, etablierte Geschäftsmodelle werden zunehmend in Frage gestellt, ebenso wie die Glaubwürdigkeit der Medien allgemein. Gerade im Onlinebereich komme Hate Speech dazu. Der Umgangston werde rauer – für sie als Politikerin, aber auch für Medienmacherinnen und Medienmacher. Aber davon dürfe man sich nicht beirren lassen, reflektierte, sorgfältig recherchierte Inhalte anzubieten ist und bleibt die Aufgabe – gerade jetzt.
„Darin liegt für uns / Euch / Sie die Herausforderung. Den Druck abzulassen, gelassen zu werden, aber nicht gleichgültig. Den Druck vom Kessel zu nehmen, wie man so schön sagt. Dies gelingt nur mit dem richtigen Umgang mit Medien, in der Medienkompetenz. Diese muss gelernt sein. Diese ist der Schlüssel“, so Steinmann weiter.
Was das bedeutet, war Gegenstand der anschließenden Paneldiskussion, an der neben der Landtagsabgeordneten teilnahmen:
- Peter Bandermann, Redakteur Ruhr Nachrichten
- Elmar Mathews, Referent Marketing beim Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V.
- Ulric Papendick, Geschäftsführender Direktor der Kölner Journalistenschule
- Celal Cakar, Volontär „Team 19“ der Axel Springer Akademie
Moderiert wurde die Runde von Selina Marx, Reporterin SWR Studio Koblenz.
Gerade Bandermann konnte illustrieren, wie er unter Druck steht, wenn er mal wieder über den rechten Rand unserer Gesellschaft in Dortmund berichtet, wofür er bereits mit der Goldenen Victoria für Pressefreiheit ausgezeichnet wurde. Immer wieder musste er sich beschimpfen und auch tätlich angreifen lassen, das „ist ungemütlich, aber man lernt damit umzugehen“. Steinmann konnte nur beipflichten: „Es kommt näher“, Hassbotschaften verstecken sich im Netz nicht mehr hinter Nicknames. Ihm könne man sich nicht mehr entziehen, da sitze sie mit dem Journalismus in einem Boot.
Aber woher kommt dieser Hass? „Er entsteht nicht durch Schlagzeilen, hat fast immer eine Geschichte“, so Bandermann. Simple Sündenbocktheorien greifen wieder, „dabei waren die Flüchtlinge längst da, als unsere Kanzlerin erklärte: ‚Wir schaffen das!‘“. Dabei habe man es mit einem neuen Gegner zu tun: Algorithmisch verursachte Filterblasen, die vor allem im Netz entstehen und zur Isolation der eigenen Meinung führen: „Hiergegen müssen wir mit unseren Nachrichten und Geschichten ankämpfen, denn sie produzieren zunehmend einen Meinungsmainstream“, so Bandermann weiter. Er hatte sehr ambivalente Nachrichten für die jungen Medienmacherinnen und Medienmacher.
Das stimmte auch für Ulric Papendick, der über den Arbeitsmarkt der Zukunft erklärte: „Keine Frage, es wird härter, der Journalismus steht unter Druck. Aber wer seine Sache mit Leidenschaft betreibt und eine inhaltliche Spezialisierung aufweisen kann, hat immer noch gute Chancen. Dabei gilt es, aufgeschlossen zu sein und vielleicht auch mal an Selbständigkeit zu denken.“
Aufgeschlossenheit ist auch die Grundvoraussetzung für Bandermann in Hinblick auf den Arbeitsmarkt der Zukunft, wo es medienübergreifend zu arbeiten gelte. Er mahnte nicht nur, wer in den Medien arbeiten wolle, müsse auch bereit sein, dafür Geld auszugeben. Das sei die Voraussetzung für die Existenz einer breiten Medienlandschaft überhaupt. Bandermann wusste seine Einschätzungen auch mit drastischen Bildern zu illustrieren: „Ihr müsst Euch blutig ritzen und in ein Haifischbecken springen. Und ihr müsst Zeitung lesen, wenn ihr in den Journalismus wollt!“
Das Panel hat für viele Diskussionen gesorgt, nicht nur wegen der ambivalenten Einschätzungen, MdL Lisa Steinmann war noch ein gefragter Interviewgast für die Medienmacherinnen und Medienmacher. So klang der Abend aus unterm Dach des Kölner Cinedoms – ein gelungener Auftakt für die noch folgende Medienpraxis in den kommenden Tagen.